Festungsstadt des Königs
Fredericia wurde 1650, in einer Zeit als Dänemark von Krieg und Unruhen gebeutelt wurde, von Friedrich III. als eine mächtige Verteidigungsanlage errichtet.
Vor 1650 befand sich dort, wo Fredericia heute liegt, unberührte Sumpflandschaft. Auf den ersten Blick kein idealer Ort für die Errichtung einer Stadt. Doch der König benötigte eine strategisch gut gelegene Festung und da war Bersodde, wie das Fleckchen damals hieß, sowohl hinsichtlich Land- als auch Wasserwege geradezu ideal.
Dank der Küste an zwei Seiten, konnte eine Wallanlage mit einer Länge von relativ wenigen Kilometern der Stadt Schutz bieten, während die Versorgung und der Truppennachschub konnte über das Meer sichergestellt werden konnte.
Über 5.000 Männer waren an der Errichtung der Wallanlage beteiligt. Die Arbeiten konnten natürlich nur mit der Kraft der Hände vorgenommen werden und zogen sich über Jahrzehnte. Noch vor der Fertigstellung kam auch noch ein neuerlicher Krieg mit Schweden dazwischen, was zu Verwüstungen und eine Verzögerung des Baus am Wall führte.
Eine Stadt ohne Einwohner
Damit die neue Festungsstadt auch Einwohner bekommt, wurden Überlegungen angestellt, eine Zwangsumsiedlung alle Bürger der Stadt Vejle vorzunehmen. Der König begnügte sich dann aber damit, die Bewohner der umliegenden Dörfer Hyby, Hannerup und Ullerup hinter dem Wall anzusiedeln. Die meisten waren Bauern, und es war – diplomatisch ausgedrückt – nicht ihr sehnlichster Wunsch in der Stadt, innerhalb des Walls zu wohnen, wenn ihre Felder doch außerhalb des Walls lagen. Aber natürlich setzte der König seinen Willen durch.
Um Menschen von Auswärts anzuziehen wurde eine Reihe von königlichen Privilegien eingeführt, die nur für Fredericia galten. Diese bestanden unter anderem in Steuerbefreiung, kostenloser Baugrund, Straffreiheit für Kriminelle, Zollbefreiung und Religionsfreiheit - letzteres war für damals einzigartig. Die Nachricht über die Religionsfreiheit in Fredericia verbreitete sich über ganz Europa und zog unter anderem Juden, französische Hugenotten und Katholiken an. Fredericia wurde zu einem kulturellen Schmelztiegel und profitierte von den mitgebrachten Samen der Einwanderer wie Tabakpflanzen, Kartoffeln und Weizen.
Eine große Vision und ein einzigartiger Stadtplan
Die schnurgeraden Straßen unterscheiden Fredericia von den übrigen dänischen Städten. Das rechtwinkelige Straßennetz der Stadt entsprach ganz dem modernen Ideal des Städtebaus im 17. Jahrhundert.
Die Straßen wurden wie ein „militärisches Schachbrett“ mit zentralen Plätzen angelegt. Die Plätze und die langen, geraden Straßen waren militärstrategisch von großem Vorteil. Unter anderem konnten Soldatentruppen blitzschnell zum Wall eilen, tauchten ungebetene Gäste auf.
Innerhalb der Wälle wurden keine hohen Gebäude oder Türme errichtet – auch keine Kirchtürme. So bot man dem Feind keine „Zielscheiben“! Die Türme und Spitzen, die in Fredericia heute zu sehen sind, sind alle neueren Datums.
Der König hatte große Pläne für Fredericia, die über die Militärstrategie hinausgingen. Die Stadt sollte dem übrigen Europa Reichtum und Macht des Königs demonstrieren. Europas Könige und Adel versuchten einander an Pomp und Pracht zu übertrumpfen. Neben den modernen, geraden Linien und geraden Straßen ließ sich Friedrich III. von Venedigs Kanälen inspirieren. Auf den ersten Plänen ist zu sehen, dass Fredericia eine Stadt mit Kanälen hätte werden sollen. Bei einem Besuch der Stadt sollte der König zu Schiff bis zu den großen Plätzen der Stadt gelangen können – u. a. zum heutigen Axeltorv, wo ein Schloss hätte erbaut werden sollen. Zu der Zeit wurde die Stadt sogar als neue Hauptstadt von Dänemark gehandelt. Daraus wurde, wie man weiß, nichts, aber so einige Straßennamen der Stadt zeugen noch von der Idee einer neuen Hauptstadt und den königlichen Absichten für Fredericia. Namen wie: Kongensgade, Dronningensgade, Prinsensgade, Prinsessegade, Kongensstræde, Købmagergade und Gothersgade.
Mit den großspurigen Ideen konnte nur leider die Geldtruhe nicht mithalten und der König konnte weder Kanäle noch Königsschloss realisieren.